Stadtportrait, Statistik & Geschichte
Völklingen ist eine saarländische Mittelstadt mit mehr als 40.000 Einwohnern und gehört dem Regionalverband Saarbrücken an. Sie ist die viertgrößte Stadt des Saarlands und kann auf eine über 1.200 Jahre lange Geschichte zurückblicken.
Der Stadtname wurde im Jahr 822 erstmals urkundlich erwähnt. Die Stadt war im Mittelalter nicht nur durch Landwirtschaft, sondern auch durch Handwerk und Handel geprägt. Als im Jahre 1881 die Industriellen-Familie Röchling das zuvor stillgelegte Eisenwerk erwarb, begann für die Stadt eine wirtschaftliche Blütezeit, die fast ein Jahrhundert anhielt. Im Jahre 1986 erlosch der letzte Hochofen der alten Völklinger Hütte, die im Jahre 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde. Das Unternehmen Saarstahl setzt die Produktion von hochwertigen Stählen mit internationalem Erfolg fort. Dominierende Wahrzeichen der Innenstadt sind das Alte Rathaus, die Eligiuskirche, die Versöhnungskirche und das achtstöckige Verwaltungszentrum (Neues Rathaus). Über 200.000 Touristen besuchen jährlich das Weltkulturerbe Völklinger Hütte und die dortigen Ausstellungen und Konzerte.
Status: | Mittelstadt |
zugehöriger Landkreis: | Regionalverband Saarbrücken |
Kfz-Kennzeichen: | VK |
Postleitzahl: | 66333 |
Vorwahlbereiche: | 06898, 06802 (Stadtteil Lauterbach) |
Geographische Lage: | |
Längengrad | 6° 51‘ |
Breitengrad | 49° 15‘ |
höchster Punkt | 327,8 m |
tiefster Punkt | 182,0 m |
Fläche: | |
Gesamtfläche | 67,1km² |
Gebäude- und Freifläche | 19,0% |
Betriebsfläche | 1,8% |
Erholungsfläche | 1,5% |
Verkehrsfläche | 6,0% |
Landwirtschaftsfläche | 13,3% |
Waldfläche | 57,0% |
Wasserfläche | 0,9% |
sonstige Nutzung | 0,5% |
Einwohnerstatistik (Stand 30.06.2024)
Stadtteile | Einwohner insgesamt | männlich | weiblich | davon Ausländer |
Stadtmitte | 13.721 | 6.813 | 6.908 | 4.908 (35,77%) |
Fenne | 932 | 467 | 465 | 290 (31,12%) |
Fürstenhausen | 2.471 | 1.254 | 1.217 | 555 (22,46%) |
Geislautern | 3.183 | 1.565 | 1.618 | 556 (17,47%) |
Heidstock | 4.491 | 2.097 | 2.394 | 624 (13,89%) |
Röchlinghöhe | 1.317 | 643 | 674 | 102 (7,74%) |
Luisenthal | 1.905 | 972 | 933 | 595 (31,23%) |
Wehrden | 5.198 | 2.603 | 2.595 | 1.512 (29,09%) |
Lauterbach | 2.594 | 1.278 | 1.316 | 312 (10,56%) |
Ludweiler | 5.820 | 2.793 | 3.027 | 573 (9,85%) |
Gesamt | 41.632 | 20.485 | 21.147 | 10.027 (24,08%) |
Einwohnerentwicklung (Stand 31.12.2023)
Jahr | Einwohner insgesamt |
1822 | 2.001 |
1830 | 2.237 |
1860 | 4.118 |
1890 | 13.528 |
1900 | 19.792 |
1916 | 30.149 |
1927 | 34.105 |
1939 | 35.150 |
1951 | 40.840 |
1960 | 43.954 |
1970 | 39.461 |
1974 | 48.412 |
1980 | 44.872 |
1990 | 43.569 |
2000 | 43.051 |
2005 | 40.967 |
2006 | 40.344 |
2007 | 40.163 |
2008 | 39.971 |
2009 | 39.689 |
2010 | 39.539 |
2011 | 39.482 |
2012 | 39.509 |
2013 | 39.358 |
2014 | 39.531 |
2015 | 40.093 |
2016 | 40.494 |
2017 | 40.426 |
2018 | 40.406 |
2019 | 40.623 |
2020 | 40.439 |
2021 | 40.662 |
2022 | 41.309 |
2023 | 41.525 |
Geschichte der Stadt Völklingen
Die Mittelstadt Völklingen, mit mehr als 40.000 Einwohnern viertgrößte Stadt des Saarlandes, kann auf eine über tausendjährige Geschichte zurückblicken und gehört zu den ältesten Ortschaften im Saarland. Die fruchtbare Talaue an der Saar war schon zur Zeit der Kelten und später der Römer ein Knotenpunkt für die Verkehrs- und Wirtschaftsströme.
Die älteste Urkunde Völklingens stammt vom 27. Oktober 822. Sie wurde ausgestellt zu "Fulcolingas" von Durandis, dem Vizekanzler Ludwigs des Frommen. In den folgenden Jahrhunderten blieb die bäuerliche Siedlung unter der Hochgerichtsbarkeit des Grafen von Saarbrücken, dem auch die Herrenrechte und die damit verbundenen Abgaben und Frondienste zustanden. Im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit gehörte die "hof und frie hofstadt folckelingen", wie sie damals genannt wurde, zu den größeren und wohlhabenden Dörfern in der Grafschaft Saarbrücken. Eisen- und Kohlefunde bescherten dem bäuerlichen Marktflecken neben seinem traditionellen Handwerks- und Fischereigewerbe eine frühe Industrialisierung. Im heutigen Geislautern entstand 1572 mit landesherrlicher Förderung die älteste Eisenschmelze des Landes. Und die gräfliche Erlaubnis, Kohle abzubauen, bildete 1621 den Auftakt für die Steinkohlegewinnung im Tagebau.
Die Grafen von Saarbrücken nutzten die religiöse Toleranzpolitik zur wirtschaftlichen Entwicklung des Territoriums. Sie stellten in Ludwigsweiler, dem heutigen Stadtteil Ludweiler, Land zur Verfügung, damit sich dort im Jahre 1604 Hugenotten ansiedeln konnten. Diese errichteten 1616 hier eine erste Glashütte.
1797 fielen im Frieden von Campo-Formio die gesamten linksrheinischen Gebiete der französischen Republik zu. Völklingen wurde 1799 eine Mairie im Arrondisement Saarbrücken. Die Mairie profitierte von der im französischen Kaiserreich systematisch betriebenen Förderung von Technik und Forschung. So erhielt zum Beispiel Geislautern mit seinen technisch fortschrittlichen Bergbau- und Hüttenanlagen ein für die damalige Zeit einzigartiges Technologiezentrum: Nach einer Anordnung Napoleons aus dem Jahre 1802 übernahm hier 1807 die "Ecole pratique des mines" als eine von zwei Berg- und Hüttenschulen des Kaiserreiches Forschungsaufgaben zur Weiterentwicklung des Bergbau- und Hüttenwesens. Nach der Niederlage Napoleons bei Waterloo fiel das Gebiet 1815 an Preußen. Eine erste mächtige Industrialisierungswelle begann, die der preußische Staat über den Bergfiskus als wichtigster Unternehmer förderte.
Entscheidend für das Schicksal der Stadt war 1881 die Übernahme der 1873 gegründeten Völklinger Eisenhütte durch die Gebrüder Röchling. Schon vor dem 1. Weltkrieg trugen zahllose technische Innovationen, Erfindungen und Patente zum Aufbau eines gewaltigen Industrie-Imperiums bei. Die Zuwanderung von Arbeitern und Angestellten ging mit einem ungeheuren Aufschwung von Handel und Gewerbe einher.
Ein Jahrhundert lang bestimmte die zwischen Innenstadt und Saar gelegene Hütte die Stadtentwicklung. In Spitzenzeiten arbeiteten 17.000 Menschen in der Hütte. Rechnet man das Umfeld mit, fanden durch die Hütte 30.000 Menschen Arbeit. Erst die weltweite Stahlkrise Mitte der siebziger Jahre läutete den Niedergang ein.
1986 wurde der letzte Hochofen ausgeblasen und die "Alte Völklinger Hütte" stillgelegt. 1994 wurde sie als industriegeschichtliches Weltkulturerbe in die UNESCO-Liste aufgenommen. Dank seiner Vollständigkeit gewährt das Weltkulturerbe Völklinger Hütte auf relativ kleinem Raum einen Einblick in alle wichtigen Stationen der großtechnischen Roheisenerzeugung. Besucherbegleiter sind auch ehemalige Hüttenarbeiter, die nicht nur die technische Seite erklären, sondern auch ein lebendiges Bild dieser einst "verbotenen Stadt" und der darin arbeitenden Menschen vermitteln.
Im Jahr 2000 besuchten erstmals über 200.000 Besucherinnen und Besucher die Völklinger "Kathedrale der Industriekultur". Seither steigt die Zahl der Besucher von Ausstellungen, Kongressen und Events weiter an. Die Stadt Völklingen bemüht sich ihrerseits mit Erfolg um eine städtebauliche Aufwertung des Umfeldes des Weltkulturerbe Völklinger Hütte.